Samstag, 11. Januar 2014

Grüner Daumen & Pflanzen-Mojo

Sollte ich denn je diese Fähigkeit bzw. diese Form des Glücks bessessen haben, so hatte es mich in den letzten Jahren gründlich verlassen. Nach einer Umtopfaktion vor zwei Jahren, um meinen Zimmerpflanzen etwas Gutes zu tun, umschwirrten uns nach einigen Wochen Hunderte von Trauermücken, deren Herkunft wir uns zuerst nicht erklären konnten. Wahrscheinlich habe ich uns die Larven durch die Erde in die Wohnung geholt und diese durch kräftiges Gießen zum Leben erweckt.

Der Blick aus dem Fenster vor der Invasion der Trauermücken

In den letzten 24 Monaten wurden meine Pflanzen mehreren Radikalkuren unterzogen: mehrmaliges Umtopfen in komplett neue Erde (sowohl Bio- als auch konventionelle Erde), die Wurzeln mussten nach dem Entfernen der alten Erde komplett an der Luft abtrocknen, die Töpfe reinigte ich mit Spülmittel, Essig und kochendheißem Wasser. Manche Pflanzen, aus deren Wurzelwerk ich die befallene Erde nicht entfernen konnte, musste ich entsorgen, andere überlebten den radikalen Wasserentzug nicht. Die Trauermückenlarven leider schon.

Trauermücken auf dem Gelbsticker - die Spitze des Eisbergs

Nach der dritten Umtopfaktion zogen wir um und ich stellte die Zimmerpflanzen den Sommer über entnervt auf den Balkon. Dort befielen die Trauermücken dann auch noch die neuen Tomaten-, Paprika- und Gewürztöpfe.

Also wurde nochmal umgetopft, anschließend - diese Tipps stammen aus Online-Foren geplagter Pflanzenbesitzer - die Oberfläche mit Muskatnuss bestreut und darüber noch Zwiebelscheiben gelegt. Die zur Kontrolle des Mückenbestands in die Erde gesteckten Gelbsticker füllten sich allerdings weiterhin mit den Trauermücken.

Ein weiterer Tipp aus einem Onlineforum: Die Pflanzen mit einem starken Tabaksud gießen! Auch das habe ich gemacht, mittlerweile war es Herbst geworden und die Pflanzen standen noch bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt auf dem Balkon. Das tat meinen Dickblattpflanzen und der Duftpelargonie erstaunlich gut, sie gediehen und die Trauermücken schienen weniger zu werden. Kaum in die Wohnung geholt, krabbelte und flog es wieder fröhlich vor sich hin ... Und dass in einer Anzahl, dass sie auch in Zimmern ohne Pflanzen in auffallender Zahl herumschwirrten.

Geldbaum mit Quarzsandschicht

Also probierte ich einen weiteren Online-Tipp: Die Oberfläche der Töpfe mit einer mind. 1 cm dicken Quarzsandschicht bedecken, was die Larven davon abhalten sollte, an die Oberfläche zu krabbeln. Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht: Auf dem hellen Sand konnte man die Larvenhüllen der weiblichen Larven und die abgestorbenen männlichen Larven wunderbar erkennen. Gott sei Dank habe ich diese Phase aber ausgehalten, denn der Sand verhindert zwar nicht das Hochkrabbeln der Larven, wohl aber, dass die Weibchen anschließend wieder ihre Eier in die Erde ablegen können. Nun scheint mir seit einiger Zeit wirklich Ruhe zu sein, die Gelbsticker bleiben leer und es sind keine neuen Larvenhüllen auf der Sandfläche zu sehen.

Ton-in-Ton: Sand und Streifen der Tigeraloe

Der Sand wird von den meisten BesucherInnen übrigens als reine Dekomaßnahme gesehen - passend zu den Naturtönen unseres Badezimmers, wo eine Aloe und eine Tigeraloe stehen.

Aufgrund dieser Erfahrungen mit meinen Zimmerpflanzen erstaunte es mich auch nicht mehr, dass eine Orchidee, die wir zum Einzug in die neue Wohnung mit den Worten "ein anspruchsloser, unempfindlicher Dauerblüher" geschenkt bekamen, bereits nach wenigen Wochen verblühte und sich in eine Ruhepause begab (was diese Orchideen-Gattung praktisch nie macht) und was auch nicht den Erfahrungen befreundeter Orchideen-Freunde entsprach.

Endlich: ein neuer Trieb mit Knospen

Wie groß war dann die Freude, als nach ein bisschen Recherche, viel Geduld und Vertrauen sich erste neue Knospen bildeten.

Die erste Knospe hat sich geöffnet

Aber um ehrlich zu sein: Auch diese bereits geöffnete Blüte bringt das über die letzten Jahre erodierte Selbstvertrauen nicht zurück. Besorgt werden die anderen Knospen täglich begutachet, was der Grundregel einer großen (und erfolgreichen) Pflanzenfreundin aus dem Bekanntenkreis widerspricht, dass Pflanzen lieber zu wenig beachtet werden (auch was Gießen, Umtopfen etc. angeht) als zu viel!